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sirene Operntheater 2011: Festival alf laila wa laila 6 - BURKA BAAZI / Akos Banlaky

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sirene Operntheater 2011: alf laila wa laila - Festival - Kammeropernfestival - 11+1 aus 1001
https://www.sirene.at/archiv/2011-alf-laila-wa-laila/11-kammeropern/06-burka-baazi-muadschizat-al-dschamal/ | https://issuu.com/sirene47/docs/sirene_operntheater_2011_alf_laila_wa_laila | https://www.youtube.com/playlist?list=PLzlGDighqTZFX8bqWe_a4_-P004HDUpJ7

Uraufführung in der Expedithalle der ehemaligen Ankerbrotfabrik Wien
August 2011

BURKA BAAZI (DAS BURKA-SPIEL) البرقع بازي
Musik. Akos Banlaky https://www.sirene.at/site/assets/files/2194/burkabaazi_partitur_mit_floete.pdf
Konzept. Kristine Tornquist

00:00 Burka Baazi
07:38 Applaus

Verborgen wird meistens das besonders Interessante. Die Goldreserven im Safe. Die Skandale in geheimen Akten. Die Nacktheit in der Kleidung. Noch vor hundert Jahren verbargen auch in Europa die ländlichen Frauen ihre Haare unter Kopftüchern und Männer bedeckten ihren Kopf anständigerweise mit einem Hut. Vor 1200 Jahren trugen im Kalifat nur vornehme Frauen Schleier als Privileg, einfache Frauen blieben unverschleiert. Der Schleier kommt und geht wie alle anderen Moden, doch immer zeichnet er für die religiöse, kulturelle oder politische Macht die Grenze des Öffentlichen zur Intimität auf den Körper ein. Die Burka – als nur eine Variante der Ganzkörperverschleierung im Nahen Osten – lässt den Frauen nur Hände und Füsse als öffentliches Körperteil, alles andere ist ausgelöscht und in die Intimität gesperrt, auf die familiäre und sexuelle Funktion reduziert. Nach diesem Kriterium müsste man der westlichen Welt ein fast verzweifeltes Desinteresse am Körperlichen attestieren, den afghanischen Taliban dagegen perverse Lüsternheit, da ihnen der weibliche Körper so aufreizend interessant erscheint, dass er bis zur Nase verborgen und tabuisiert werden muss. Eine so verschlossene, schützenswerte und geheime Sache wie der Frauenkörper in Afghanistan weckt eine ungeheure Neugier und Attraktion. Denn welches kostbare Wunderwerk ist unter dem blauen Kunststoff verborgen? Die afghanische Frauenband „Burka“ gibt darauf eine Antwort mit Galgenhumor:

I have to wear a burqa, my burqa, it is blue.
My mother wears a burqa, my father wears it too.
We all wear now a burqa, you don´t know who is who.
If you want to meet your sister, it can be your uncle too.
You give me all your love, you give me all your kisses,
and then you touch my burqa, but you wont know who is it...

Das Verborgene wird sich eines Tages wieder zeigen können. Wollen wir es hoffen.
KRISTINE TORNQUIST

Schauspieler.
Barbara Braun
Christian Kohlhofer
Tristan Jorde
Katharina Köller
Stefan Kurt Reiter
Benedikt Büllingen
Gaban Büllingen

Orchester. PHACE / CONTEMPORARY MUSIC
Klarinetten. Thomas Schön
Fagotte. Tamara Joseph
Harfe. Judith Schiller
Violine. Bota Mukasheva
Cello. Michael Moser
Kontrabass. Maximilian Ölz
Trompeten. Peter Travnik. Aneel Soomary. Erik Kern
Schlagwerk. Berndt Thurner
Schlagwerk. Igor Gross

Dirigent. François-Pierre Descamps
Regie. Kristine Tornquist
Bühne. Jakob Scheid
Kostüm. Markus Kuscher
Licht. Edgar Aichinger

Korrepetition. Benjamin McQuade. Petra Giacalone. Tatjana Kandyba
Regieassistenz. Mirjam Erdem. Theresa Busch
Requisite. Benedikt Büllingen. Gaban Büllingen. Vesna Tusek
Kostümassistenz. Marie Back. Lili Mireva. Magdalene Mikes

Video. alphaton - Wolfgang und Elisabeth Reithofer
Produktion. Jury Everhartz. Stephanie Funk
sirene operntheater Wien
https://www.sirene.at/archiv/2011-alf-laila-wa-laila/

Drei Kammeropern und eine Pantomime standen im Mittelpunkt des zweiten Abends von „Alf laila wa laila“. Und als Zuseher begann man sich richtig wohl zu fühlen im „1001-Geschichtenrausch“. Auffrischender Wind nahm an diesem Freitagabend der Hitze die Schwüle, man hat keine „Ausrede“ mehr, nicht nach Favoriten zu fahren. Der zweite Abend gefiel mir noch besser als der erste.
Die Balance zwischen orientalischem „Setting“ und ironischer Distanz funktioniert meist recht gut. Es scheint zudem, dass bei der Abfassung der Libretti eine gewisse Tendenz bestand, das Ornamentale zu beschneiden, aber das Naheverhältnis von schicksalhafter Grausamkeit und einem listigen, oft überraschenden Humor zu wahren. Die Tanzpantomime „Burka Baazi“ (Musik: Akos Banlaky) problematisierte mit schwungvollem Sound die Frage nach Verhüllungs- oder Enthüllungsritualen menschlicher Körper anhand der Burka. Der Applaus war noch stärker als am Vortag.
Dominik Troger, Oper in Wien

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