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Der SSV Ulm 1846 Fußball und die große Hoffnung auf die 3. Liga | SWR Sport

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Der SSV Ulm will in den Profifußball zurück. Trainer Thomas Wörle feierte mit den Frauen des FC Bayern große Erfolge.

Seit Sommer 2021 trainiert der 41-Jährige die "Spatzen". Bodenständigkeit und Besonnenheit sind für den früheren Zweitliga-Profi ganz wichtig. Wörle weiß um den Größenwahn, der den SSV Anfang der Nullerjahre schnell aus dem Fußball-Himmel der Bundesliga auf die Dorfäcker der Oberliga warf. Und doch hat es schnell gepasst mit Ulm und Wörle. In der ersten Saison Zweiter, winkt den Ulmern nun als Regionalliga-Tabellenführer die 3. Liga.

Wörle kann die Sehnsucht der Ulmer nach Profifußball also greifen. Dabei war er selbst schon viel weiter oben. Als sein Vater Günther erkrankt, wird er 2010 mit erst 28 Jahren zu dessen Nachfolger als Trainer der Fußballerinnen des FC Bayern. Aus einem ambitionierten Studentinnen-Team formt er schnell eine Vollprofi-Mannschaft mit großen Erfolgen.

2012 der Triumph im DFB-Pokal, 2015 holt Wörle mit den Bayern-Frauen die zweite Meisterschaft nach 39 Jahren, 2016 ungeschlagen die nächste. Der Erfolg bringt Aufmerksamkeit - auch aus dem eigenen Verein. "Da gab’s zwei, drei Mal eine Einladung von Uli Hoeneß an den Tegernsee oder ich hatte mal eine Unterhaltung mit Pep Guardiola." Die Begegnungen zu den männlichen Profis aber, so betont Wörle, gab es jedoch nur dosiert.

Als Bayern München 2018 beschließt, dass Wörles im Jahr darauf auslaufender Vertrag nicht verlängert wird, coacht er sein Team dennoch ins Champions-League-Halbfinale. Nach seinem Engagement ist es erst Mal still. Mehr Zeit für die Familie, Zeit den Fußball-Lehrer fertig zu machen. Aber reihenweise Jobangebote aus den männlichen Profi-Ligen? Mitnichten.

"Wenn man wie ich aus dem Frauenfußball kommt und dann noch eine Zeitlang draußen ist, kräht im Männerfußball erst mal kein Hahn nach dir", erzählt der gebürtige Krumbacher kürzlich dem Magazin "11 Freunde". Wörle fliegt unter dem Radar, es sind die üblichen Klischees. Ihm haftet offenbar das Stigma an, "nur" Frauentrainer gewesen zu sein.

Im Nachhinein zeigt er dafür sogar Verständnis. "Wenn’s den Thomas Wörle bisher nicht gab im Männerfußball als Trainer und man mit dem Frauenfußball noch nicht so viel anfangen konnte bis dato, tut man sich erst mal schwer, sich ne Meinung zu bilden. Deswegen ist es wichtig, dass man sich auch mit den Menschen beschäftigt, Gespräche führt, sich kennenlernt", sagt er. Für ihn sei das nie ein Problem gewesen, "weil ich wusste wie die Welt zu dem Zeitpunkt tickte. Mittlerweile sieht man ja, dass der Frauenfußball brutal an Renomée gewinnt, an Aufmerksamkeit, weil das Niveau immer mehr gesteigert wird".

Es birgt als einer besonderen Ironie, dass ausgerechnet eine Frau Anstoß für Wörles ersten Job im Männerfußball war. Myriam Krüger, früher Bundesligaspielerin beim SC Freiburg, heute Ulms Geschäftsführung und NLZ-Leiterin, kennt Wörle aus der damaligen Zeit. Ihr Vorschlag: Wörle als neuen Trainer zu kontaktieren. Wörle überzeugt auf Anhieb. Und der Erfolg unter ihm überzeugt die Ulmer.

"Hier in Ulm hat’s mich total gefreut, dass sie einfach sehr offen waren mir gegenüber - egal, ob ich jetzt vom Frauenfußball oder vom Männerfußball kam. Deswegen hat das auf Anhieb hier, glaub ich, ganz gut gepasst", sagt Wörle.

Nach drei Insolvenzen und einem Wettskandal könnte das lange Warten auf Profifußball in Ulm bald ein Ende haben. Endlich wieder wahrgenommen werden im männlichen Profifbereich. Das könnte dann auch der Fußballtrainer Thomas Wörle. Es wäre womöglich auch ein Stück Genugtuung für ihn.

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